Kaum Angebot und große Nachfrage – Interview mit P.Gratzl

Kaum Angebot und große Nachfrage

Erding ist Spitzenreiter im Münchner Umland, wenn es um den Preisanstieg von Eigentumswohnungen geht

Von Carolin Fraunhofer, Erding

Erding verzeichnet den größten Preisanstieg im Münchner Umland für Eigentumswohnungen. Immobilien aus dem Bestand legten in der Großen Kreisstadt zwischen Herbst 2016 und Frühjahr 2017 einen Zuwachs von 15,9 Prozent hin. Der Preisanstieg in München war wesentlich geringer. Nur 4,5 Prozent in diesem halben Jahr. Das zeigt der Spezialmarktbericht für das Münchner Umland des Immobilienverband Deutschland (IVD)-Marktforschungsinstitutes des IVD Süd. Der Immobilienmarkt verzeichnet große Preissprünge und kommt der Nachfrage nicht hinterher. Der Zuzug in Erding reißt nicht ab. In den vergangenen fünf Jahren sind Eigentumswohnungen aus dem Bestand in Erding um 75 Prozent teurer geworden, schreibt der IVD.

Der Erdinger Immobilienmakler Karl Kainz spricht von einem Quadratmeterpreis bei Bestandsimmobilien in Erding von circa 4000 Euro. In München sei dieser aber noch um 2000 Euro teurer. Ein Grund, warum es auch viele Münchner ins Umland ziehe oder eine Wohnung im Münchner Speckgürtel als Kapitalanlage lukrativ sei, sagt Kainz. Neben Kunden aus dem Landkreis kämen auch viele aus München, Garching oder Unterföhring zu ihm, um sich nach Immobilien in Erding umzusehen und zu erwerben.

Sein Kollege Georg Sellmeier, Geschäftsführer von VID Immobilien, schätzt, dass 90 Prozent seiner Kunden aus Erding kommen, viele würden die erworbenen Immobilien als Kapitalanlage nutzen. „Allein schon aufgrund der Lage der Kreisstadt hat Erding eine Sogwirkung. Die Nähe zum Flughafen und nach München, aber auch nach Landshut und Ingolstadt machen die Stadt begehrt“, sagt Sellmeier. „Die Erdinger kaufen gerne in der Heimatstadt. Man hat einfach ein sicheres Gefühl und behält den Überblick. Da kann man an der Mietwohnung auch mal schnell vorbeischauen, wenn es Probleme gibt.“

Der Nachfrageüberhang ist ein entscheidender Grund, warum der Kauf von Wohnungen und Häusern in Erding so teuer ist und stetig ansteigt. Der Erdinger Mietmarkt sei, laut dem Bericht des IVD, noch schwieriger zu decken. Die Mietzuwächse seien in Erding selbst im Vergleich zu anderen Kreisstädten im Münchner Umland sehr hoch. Die geplanten Neubauprojekte, wie etwa im „Erdbeerfeld“ in Erding West könnten höchstens eine leichte Entspannung bringen. Auch Immobilienmakler Peter Gratzl von Schneider + Gratzl in Erding, hält die Neubauprojekte für den „Tropfen auf dem heißen Stein“. Weil die Projekte nun mal noch nicht realisiert sind, werde sich die Lage auch weiterhin nicht entspannen, sagt Gratzl. Selbst 50 oder 100 Reihenhäuser würden laut Sellmeier keine Entlastung schaffen: „Solche Objekte sind hier ratzfatz weg.“

 Gerade zu Zeiten der Negativzinsen würden die Leute andere Kapitalanlagen suchen. Immobilien würden dadurch zusätzlich an Beliebtheit dazugewinnen, so Gratzl. Rendite brächten Immobilien zwar nur eine recht kleine, sagt Kainz, aber im Wert würden die Objekte moderat auch zukünftig immer steigen. „Baugrundstücke gibt es derzeit in Erding keine“, so Kainz.

Manche Objekte würden auch über dem Marktpreis liegen, so Kainz. Wenn die Lage oder der Zustand nicht stimme, könne man den Preis auch nicht ewig in die Höhe treiben. Dann würden die Objekte keinen Käufer finden. Auch wenn Sellmeier berichtet, dass nicht wirklich um den Preis verhandelt werden würde: „Es geht darum, überhaupt was zu bekommen.“

Der Preisindex für den Neubau von Wohngebäuden in Bayern steigt ebenfalls weiter. Das Bayerische Landesamt für Statistik teilt einen Anstieg im August 2017 von 3,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat mit. Auch im Bereich der Rohbauarbeiten stiegen die Preise im Vorjahresvergleich um 3,3 Prozent. So bildeten sich in den letzten Jahren zusätzliche Baunebenkosten.

 

Quelle:      http://www.sueddeutsche.de/muenchen/erding/wohnen-in-der-grossen-kreisstadt-kaum-angebot-und-grosse-nachfrage-1.3684662